“KunstTherapeuten sollten spezielle Fähigkeiten beherrschen:

Sie müssen, in Anlehnung an eine Metapher für Psychoanalytiker von Theodor Reik [1948] das ‘Dritte Ohr’ zu trainieren, das Sehen mit einem ‘Dritten Auge’ beherrschen, um die Vielzahl der einzelnen Informationen erkennen zu können. Nachrichten, die in den Kunstwerken, die im Verlauf einer KunstTherapie hergestellt werden, kodiert sind – Informationen, die sich der Übersetzung in Worte – der Verbalisation – verweigern.

Und das Dritte Auge ist nicht genug: In Verbindung mit dieser speziellen Sichtweise, muss der KunstTherapeut außerdem eine ‘Dritte Hand’ besitzen: Eine Hand, die hilft den Kreativen Prozess voranzubringen ohne dabei einzugreifen, ohne Bedeutung zu verändern oder fremde Bildideen aufzudrängen oder eigene Vorlieben dem Klienten überzustülpen.” *

Th3rdHnd sieht sich in der Tradition der Pädagogischen/ Heilpädagogischen Kunsttherapie, und legt vor allem auf den offenen kreativen Prozess  im Sinne H. G. Richters Synkretismus Wert. Dabei begründet die ‘Offenheit des ästhetischen Stoffes’ semiotisch-strukturalistisch die besondere therapeutische Valenz der Kunst: Aber ohne Planung, die Steuerung von Aktivitäten – und damit die evtl. notwendige Stützung und Förderung dieser Prozesse durch eine ‘Dritte’ Hand’ – findet keine Verhaltensänderung im pädagogisch-therapeutischen Sinne statt, sondern ‘nur’ künstlerische Aktivität.

Im Sinne von Th3rdHnd dienen die produktiven Verfahren mit Inhalten und Materialverwendung bzw. das Kunstwerk aber nicht nur der Selbstidentifikation, sondern helfen eine Basis für ein Lernen/ Realitätsaufbau zu schaffen. Der Aufbau von ‘Realität’ ist dabei ein Kommunikationsprozess mit einem geeigneten Partner. Dieser ist auch, aber nicht ausschließlich, der Therapeut: ‘Partner’ ist dabei zunächst das Material und die Wahrnehmung.
Die ‘Dritte Hand’ ist nur ein stützender Partner – nicht der erste und nicht der einzige: In diesen Sinne fehlen die Buchstaben in Th3rdHnd bzw. sind durch Ziffern ersetzt: SinnBild für die nicht notwendige Ergänzung —

*_Edith Kramer [1986]: THE ART THERAPIST’S THIRD HAND: REFECTIONS ON ART, ART THERAPY, AND SOCIETY AT LARGE. In: American Journal of Art Therapy, Vol. 24, 2, 1986, p. 71f.